Bachelorarbeit-Bericht Nr. 6

Sie lesen einen älteren Blogeintrag. Bitte beachten Sie, dass die hierin enthaltenen Informationen technologisch veraltet sein können. Dieser Text spiegelt nicht unbedingt meine aktuellen Meinungen oder Fähigkeiten wider.

Dies ist die originale deutsche Version dieses Textes. Er ist auch als englische Übersetzung verfügbar.

24. August 2010

Heute gibt es das versprochene Überraschungsthema: Im Rahmen des heute stattgefundenen iPhone Power Days wurde von Kai Meyer (einem Mitarbeiter der C1 WPS) ein Teachlet zum Thema „MapKit-Einbindung auf dem iPhone“ im Hörsaal ESA B vor ca. 100 Personen gehalten. Wir hatten uns aufgrund eines Tipps von Axel vorher kurzgeschlossen und ich habe mit ihm darüber gesprochen, was ein Teachlet-Moderator so zu beachten hat, was ich davon halte ein Teachlet mit einer so großen Teilnehmerzahl durchzuführen und wie ein solches Teachlet zu gestalten wäre.

Heute habe ich mich dann mit in den Hörsaal gesetzt und die Rolle des Trackers übernommen – ich habe also ein detailliertes Protokoll über den zeitlichen Verlauf angefertigt. In der Teachlet-Werkstatt soll dieses Protokoll den Teachlet-Entwicklern dazu dienen, die Choreographie zu überarbeiten und an die Realität anzupassen. In diesem Kontext hat mich vor allem interessiert, wie flüssig ein Vorlesungssaal-Teachlet funktionieren kann.

Angepeilt waren wohl 60 Minuten, gedauert hat es dann allerdings nur 45. Hier der Ablauf:

Kai Meyer, 24.08.2010, ESA B – iPhone Power Day

17:02 Begrüßung
17:04 Teachlet-Konzept Kurzerklärung

17:05 Ausgangssystem beschreiben
17:07 Aufgabe
17:08 Was ist MKMapView
17:09 Klassendiagramm Zielvorstellung

17:11 Ausgangssystem betrachten

17:12 Implementation beginnen
  :13 Button zum Interface hinzufügen
  :15 Action definieren
  :16 Action und Button verknüpfen
  :18 Methode als Dummy implementieren
  :19 Debugging
  :21 MapView hinzufügen
  :23 User Location anzeigen lassen
  :24 Neuen UIViewController anlegen
  :25 Controller und Map verknüpfen
  :27 Controller aktivieren
  :28 Testlauf
  :31 MapType und Titel ändern

17:32 Aufgabe wurde erfüllt
17:33 Vorbereitetes Zielsystem zeigen

17:34 Koordinatenübergabe zeigen
17:35 Automatischen Zoom zeigen
17:37 Zusammenfassung
17:39 Fragerunde
17:45 Ende

Gegenüber dem klassischen Teachlet hatte dieses ein paar Besonderheiten, die es für mich besonders spannend machen. Vor allem passiert es selten, dass ein Teachlet vor einem so großen Teilnehmerkreis gehalten wird. Damit geht vor allem einher, dass keine Entwurfdiskussion wie in einer seminarartigen Teachlet-Einheit stattfinden kann, weil erstens zu viele Leute anwesend sind, als das alle zu Wort kommen könnten, und weil zweitens die Akustik eine Diskussion zwischen einer kleineren Anzahl der Teilnehmer unmöglich macht. In diesem Fall hatte der Moderator ein Mikrofon, um bis in die hintersten Ränge verständlich zu sein. Aus dem Kreis der Teilnehmer (ich ertappe mich immer wieder dabei, „Publikum“ schreiben zu wollen) konnten nur kurze Zurufe erfolgen.

Was in meinen Augen unerwartet gut funktioniert hat, war, den Teilnehmern die Abfolge der Implementierung zu überlassen. Der Moderator hat die Teilnehmer komplett offen gefragt, was gemacht werden soll, und konnte dann jeden Zuruf direkt umsetzen. Die für Teachlets typische Federführung der Teilnehmer bei der Implementation ließ sich ohne große Schwierigkeiten auch hier umsetzen. Eine mögliche Einschränkung ist allerdings, dass die Zielgruppe keine fortgeschrittenen iPhone-Programmierer waren und die Teilnehmer vermutlich jeweils kaum eine andere Lösung kannten als die angepeilte.

Im Kontext und für die Zielsetzung denke ich, dass die Einheit klar gelungen ist. Die Frage, die für mich aber die größere Relevanz hat, ist die, ob es sich dabei auch wirklich um ein Teachlet im Sinne der revidierten Definition handelt.

Teachlet-Definition 2.0.1

Hier ist die Definition von vor zwei Wochen, in die ich außerdem die Korrekturen aus euren Kommentaren (mit noch kleinen Veränderungen von mir) eingepflegt habe:

Ein Teachlet ist eine sehr interaktive Lehreinheit, in der ein lauffähiges Stück Software so verändert wird, dass es eine klar definierte Aufgabenstellung erfüllt. Diese ist so gewählt, dass durch die Veränderung ein klar definiertes Lernziel erreicht werden kann. Ein Moderator motiviert das Ausgangssystem sowie die vorzunehmende Veränderung in einer mit den Teilnehmern gemeinsamen Sicht (etwa am Beamer) und lässt sich dann von den Teilnehmern anleiten, die dazu notwendigen Änderungsschritte an der Software vorzunehmen. Für die Lösung der Aufgabe soll ein Lösungsraum mit mehreren möglichen Varianten hinsichtlich der Architektur existieren, um eine Entwurfsdiskussion zu ermöglichen. Der Moderator hat dabei die Aufgabe, die Diskussion zu lenken, Zwischenergebnisse festzuhalten und eine Einigung über eine Zielsetzung für die Implementation herbeizuführen. Nach der gemeinsamen Implementierungsphase erfüllt die Software idealerweise die zuvor gestellte Aufgabe. Zu einem Teachlet gehört weiterhin eine Dokumentation, die für die Vorbereitung relevante Unterlagen wie eine detaillierte Choreographie und ein ausimplementiertes Zielsystem enthält.

Haben wir heute also ein Teachlet erlebt?

Kai Meyers Veranstaltung war sehr interaktiv und es wurde von den Teilnehmern Software verändert (programmiert). Eine klar definierte Aufgabenstellung wurde gegeben (ein MapView in die bestehende Software einbauen), die zu einem klar definierten Lernziel führte (die Einfachheit der MapKit-API kennen zu lernen). Gearbeitet wurde am Beamer und die Teilnehmer haben die Änderungsschritte gelenkt (durch Zurufen). Beim Lösungsraum ist es etwas hakelig… im Wesentlichen stand eine einzige Lösung im Raum, weil die Teilnehmer nicht genug Erfahrung hatten, um auf eine andere zu kommen. Prinzipiell wären aber auch andere Lösungen möglich gewesen und in der Definition steht auch nur ein „soll“ und kein „muss“ – von daher habe ich kein schlechtes Gefühl dabei, das durchgehen zu lassen. Der Moderator hat seine Aufgaben gut erfüllt, die Zielsetzung wurde erreicht (die Karte hat funktioniert). Inwieweit zu dem Teachlet eine ausführliche Dokumentation existiert, weiß ich jetzt nicht.

Fazit: Es zeichnet sich recht deutlich ab, dass die heute durchgeführte Ausprägung des Konzepts immer noch ein Teachlet ist, das lediglich in einigen Hinsichten unüblich ausgestaltet war. Funktioniert hat es, wie gesagt, trotzdem ziemlich gut.

Ausblick

Für nächste Woche erhoffe ich mir Neuigkeiten in Bezug auf die Interviews und vielleicht zum Organisatorischen. Morgen spreche ich noch mal mit Axel über den bisherigen Fortschritt und die nächsten Schritte. Spätestens am Dienstag erfahrt ihr dann hier, wie es weitergeht.